Live

Album und DVD

Seit sie sich 2000 in Heidelberg zusammen taten, versuchen Irie Révoltés, Pop und Politik zusammen zu denken. Also beginnt „Live in Concert“ mit „Aufstehn“, jener mittlerweile zur programmatischen Erkennungsmelodie gewachsenen Hymne der Band auf die Kraft der Selbstermächtigung. „Wir setzen alles in Bewegung“, singen sie im Refrain und meinen: Die Körper der Menschen, die tanzen sollen an diesem Abend, und die Köpfe der Menschen, die nachdenken sollen über die Welt, in der sie leben. Am Ende ist das Publikum fast so durchgeschwitzt wie die Band. „Wir wollen die beiden, gleichberechtigt wichtigen Teile zeigen, die Irie Révoltés ausmachen“, erklärt Schlagzeuger Flex, „einerseits die Konzerte, die Musik, andererseits die politische Dimension der Band.“

Eine Stunde und 45 Minuten dauert der Zusammenschnitt der beiden Konzerte vom 22. und 23. Dezember im Capitol in Mannheim. Aufgenommen mit acht Kameras, unterstützt von Freunden, geschnitten von der Band selbst und abgemischt vom französischen Produzenten Charlie VDE, der vor allem durch seine Arbeit für Manu Chao bekannt wurde, ist ein Konzertfilm entstanden, der, so Carlito, einer der drei Vokalisten der Band, „die Energie rüberbringen soll, die wir live erzeugen, so dass wenigstens ein kleiner Funke auch auf die Couch zuhause überspringen kann.“

Das ist zweifellos gelungen. Nach zwölf Jahren, die letzten sechs in unveränderter Besetzung, sind Irie Révoltés eine gut geölte Maschine, die vor allem Reggae spielt, aber auch Rap und Punk oder Ska kann, problemlos Karibisches integriert, aber auch Soul und Jazz. Die Bläser sind fett, die Rhythmen rund, die Melodien mitreißend. Aber die politische Ebene wird nie vergessen: In den Texten geht es gegen Krieg, Sexismus und Homophobie, für Illegale in Deutschland, für die internationale Solidarität und den Atomausstieg. Und das durchaus ganz konkret: „Stromanbieter wechseln“, empfiehlt Sänger Mal Élevé dem Publikum in Mannheim.

Aber die DVD präsentiert Mal Élevè, Carlito, Slience, Flex, Conriot, idoT, Chriggi, Toby und Mickez auch in ihrem zweiten natürlichen Lebensumfeld: Bei der konkreten politischen Arbeit. In ihrem 50-minütigen Dokumentarfilm „Un Mouvement Musical“ zeigt Regisseurin Francesca Araiza, deren „Noise and Resistance“ über die linke DIY-Szene von Spanien bis Russland im vergangenen Jahr ins Kino kam, die Band beim Aufwärmen vor dem Konzert, auf dem Weg zur Demo gegen einen Berliner Abschiebeknast, beim Auftritt für „Schule ohne Rassismus“, bei den Protesten gegen den G8-Gipfel in Rostock, beim Kampf gegen die Castor-Transporte.

Im Zentrum des Films stehen die beiden Projekte, die den „Fröhlichen Aufständigen“, wie man Irie Révoltés übersetzen könnte, vor allem am Herzen liegen: Für „Viva con Agua“, die Trinkwasserbrunnen in der dritten Welt bauen, haben Irie Révoltés sogar einen Song geschrieben. Für „Rollis für Afrika“ konnte die Band seit 2004 schon mehr als 1500 Rollstühle sammeln und an Behinderte im Senegal verteilen.

Es geht eben nicht nur um Musik. Irie Révoltés sind, wie es Mal Élevé im Film formuliert, „nicht nur ein Dienstleister, der die Leute bespaßt“. Carlito findet „es wichtig zu zeigen: Man kann was bewegen.“ Und Gitarrist idoT erklärt es so: „Irie Révoltés ist Bewegung, Irie Révoltés will bewegen, will andere Menschen anstoßen, etwas zu tun.“ Musik und Politik, das gehört für Irie Révoltés nicht nur zusammen, das kommt bei Irie Révoltés auch zusammen.

01. "Intro"
02. "Aufstehn"
03. "Back again"
04. "Travailler"
05. "Soleil"
06. "Des fois"
07. "Poulet"
08. "Tes yeux"
09. "Rebelles"
10. "Zeit ist Geld"
11. "Explosion"
12. "Merci"
13. "Antifaschist"
14. "Il est l…"
15. "Ska"


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Auf der Bühne, da kommt endgültig zusammen, was bei Irie Révoltés zwingend zusammen gehört: die Musik und die Politik. Dort, auf der Bühne, kann die neunköpfige Reggae-Eingreiftruppe beweisen, dass sie nicht nur eine der mitreißendsten Live-Bands dieses Landes ist. Sondern vor allem auch: Dass bei ihren Konzerten Gehirn und politisches Gewissen nicht an der Garderobe abzugeben sind. Dass dieser Balance-Akt nicht immer einfach war, aber dass er durchaus zu schaffen ist, das wird nun erstmals in Bild und Ton dokumentiert: „Live in Concert“, das ist Konzertfilm, Live-CD und – als Zugabe quasi – „Un Mouvement Musical“, eine Dokumentation über Geschichte und politisches Engagement der Band.

Date: 18.05.2012
Label: Ferryhouse